Hier zunächst eine Pressestimme vom Jubiläumsmonat
Februar 2002 aus der einschlägigen Zeitschrift

HINNERK


Seit 30 Jahren führt Karl-Heinz Zech die „Barkarole"

Eine Straßenecke in Linden, nur das Schild „Barkarole" deutet daraufhin, dass sich hier eine Kneipe befindet. „Stricher und Drogen unerwünscht, große Hunde nur mit Maulkorb", steht an der Eingangstür. Daneben eine Klingel, denn die Tür ist immer verriegelt. „Ich guck mir lieber vorher an, wer hier rein will", sagt der Wirt Karl-Heinz Zech, „auch zum Schutz meiner Gäste." Das Misstrauen ist geblieben. Wer reingelassen wird, betritt eine andere Zeit. Keine Fenster, rote Lämpchen, jede Menge Schnickschnack an den Wänden. Woanders gilt das als Trash.

Karl-Heinz Zech ist bald 71. „Wer hätte gedacht, dass ich mich dreißig Jahre auf diesen zwei Qudratmetern bewege?" Gemeint ist die Fläche hinter dem kleinen Tresen. Die davor auf den etwas zerschlissenen Barhockern Patz nehmen, nennen ihn fast alle Karola. Nach dem Krieg war Karl-Heinz ein Travestiestar, eine Tunte wie aus dem Bilderbuch. Mit Auftritten im „Madame Arthur" in Paris, im Frankfurter „Kolibri" oder in der „Bar-Celona" in Hamburg. Nur noch ein Bild erinnert in der „Barkarole" an diese Zeit. „Ich hab' damit abgeschlossen", sagt der Wirt. Aber stolz drauf ist er doch.

Ende der 6oer gab Karl-Heinz die Tingelei auf. Seine Mutter hatte bis 1964 einen Lebensmittelladen in dem Haus betrieben, das ihm heute gehört. Die erste Männerbar hier hieß „Amsterdam", dann folgte kurz eine Frauenkneipe. Karl-Heinz verdiente sein Geld noch in der Bremsenfabrik. „Als ich hier im Februar 1972 aufmachte, habe ich an unsere Leute noch gar nicht gedacht." Doch bald kamen „unsere Leute", die Schwulen. In Hannover gab es damals nur wenige solcher Bars. Beliebt war vor allem das „Wielandseck". Einzig die „Burgklause", die seit 1965 besteht, hat noch überlebt, mit wechselnden Besitzern. „30 Jahre einen Laden zu führen, das hat noch keiner geschafft", resümiert Karl-Heinz.

Es gab Zeiten, da war es richtig voll in der „Barkarole". Heute verhindert das schon die Lage, abseits der Szene mit ihren Kneipen, die„aussehen wie Eisdielen", so Karl-Heinz. „Laut Bestuhlungsplan fürs Ordnungsamt habe ich für 40 Leute Platz." Deshalb gibt es auch zwei Pinkelbecken. Jetzt hockt meist nur eine Hand voll Gäste am resopalbeschichteten Tresen. „Anfang des Monats sind es mehr". Trotzdem macht Karl-Heinz weiter, „solange bis man mich rausträgt". Denn ohne die „Barkarole" könne er gar nicht leben. Und Hannover wäre um eine Attraktion ärmer.

MANFRED BÖHLING
Redaktion Hinnerk
Ausgabe 2/02

www.hinnerk.de

 

 

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